Buchtipp: UX Writing und Microcopy
Es gibt Momente, da sollten Texte keine Gefühle auslösen, sondern sie beruhigen. Oder gar vermeiden. Und mit diesen Momenten habe ich mich in den letzten Wochen beschäftigt.
Um Gefühle geht es nicht nur in Blogartikeln
Gefühle. Sie sind der Schlüssel für erfolgreiches Content Marketing. Denn sie motivieren Leser:innen, eine Handlung auszuführen.
Was mir bei der Handlungsmotivation wichtig ist: Achte auf die (aktuellen) Bedürfnisse deiner Leser:innen. Nicht jeder will immer mit Gefühlen überschüttet werden. Manchmal sucht man einfach nur nach neutralen Informationen. Oder nach Beruhigung. Es muss nicht immer alles happy sein.
Denn: Nur wer sich verstanden und wohlfühlt, ist offen, eine Beziehung zum Unternehmen aufzubauen.
Die Bedürfnisse achten. Das spielt nicht nur dann eine Rolle, wenn du lange Blogartikel schreibst, sondern auch bei den Formularen, Buttons und Fehlermeldungen auf deiner Website. Das sind nämlich exakt die Orte, an denen du deine User:innen am leichtesten und schnellsten verlieren kannst. Warum?
- … weil etwas unklar war
- … wegen eines komischen Bauchgefühls
Ein Beispiel: Wie reagierst du, wenn du ein Anmeldeformular ausgefüllt hast, auf „absenden“ klickst und es passiert … nichts? Da steht nur etwas von „ein Fehler ist aufgetreten“, aber du weißt nicht, warum und wo und überhaupt. Die meisten Leser:innen sind an dieser Stelle – zack! – weg. Die Hürde, jetzt rauszufinden, was eigentlich los ist, ist viel zu hoch. Und wahrscheinlich starten diese Leser:innen nie wieder einen zweiten Anlauf, sich anzumelden.
Wie kannst du negative Erlebnisse auf deiner Website vermeiden? Wie kannst du bei Fehlermeldungen & Co. Vertrauen und Klarheit ausstrahlen und damit die Conversion Rate erhöhen? Damit beschäftigt sich Kinneret Yifrah in ihrem Buch „UX Writing & Microcopy“.
Die Autorin zeigt dir, wie du mit der passenden Sprache an dein Ziel kommst:
- Call to Actions, die Handlungen bewirken
- Kontaktformulare, die abgeschickt werden
- Fehlermeldungen, die den User auf deiner Website halten
UX Writing: wenige Worte können viel verändern
Definition: Microcopy
Das sind Wörter, die direkt mit der Handlung, die deine User:innen ausführen sollen, zusammenhängen:
Gute Microcopy …
- motiviert zu einer Aktion,
- unterstützt beim Ausführen der Aktion &
- gibt nach der Aktion Feedback (z. B. eine Bestätigung der Registrierung).
Warum lohnt es sich, beim Schreiben auf Details wie Buttons und Formulare zu achten?
Weil Microcopy die Handlung mit einer Maschine in eine persönliche Erfahrung verwandelt. Sie reduziert Fehlerquellen, vereinfacht Benutzeroberflächen und unterstützt die Werte Deiner Marke.
Ein Beispiel aus dem Buch:
Das Thema Privatsphäre. Viele User haben ein ungutes Gefühl beim Ausfüllen von Formularen: „Die wollen mein Geburtsdatum wissen? Wozu? Ach nee, lieber nicht und Tschüss.“ Diesen Absprung kannst du einfach verhindern: Erkläre den Grund, warum du das Geburtsdatum wissen willst. Mit einem Satz zeigst du, dass du die Sorgen des Users verstehst und verwandelst das ungute Gefühl in Vertrauen.
Auch auf dem Kontaktformular sind die kleinen Worte wichtig: Zu meinen Markenwerten gehört zum Beispiel Verlässlichkeit. Deswegen kommuniziere ich auf meiner Kontaktseite ganz klar, in welchem Zeitraum User:innen mit einer Antwort rechnen können. Sie haben also nicht das Gefühl, dass die Nachricht unbeachtet durchs Internet schwebt. Sie wissen ganz klar, wer wann etwas mit ihrer Anfrage macht.
Das Buch enthält superviele Beispiele: Sie stammen aus verschiedenen Branchen, sodass die kleinen feinen Unterschiede zwischen mittelmäßiger und großartiger Microcopy leicht nachvollziehbar sind. Und: Die abwechslungsreichen Beispiele sorgen für Inspiration. Mir fallen beim Lesen direkt passende Lösungen für eigene Projekte ein.
„UX Writing und Microcopy“ hält viel Wissen bereit, das du schnell anwenden kannst. Es ist eher eine Anleitung als ein Berg Theorie. Kapitel für Kapital kannst du die User Experience deiner Website verbessern:
- Stimme und Tonfall
- gesprächshaftes Schreiben
- geschlechtergerechte Sprache
- Prinzipien der Handlungsmotivation
- Sorgen lindern
- Barrierefreiheit
Über allen Kapiteln steht der Grundsatz: Sprache ist der Hauptfaktor, der Leser:innen zum Handeln motiviert. Dabei gehts nicht um großes Gebrüll, sondern um die kleinen Nuancen. Feinsinn statt Lärm eben.
Kinneret Yifrah: UX Writing & Microcopy. Rheinwerk Computing. ISBN: 978-3-8362-7403-6. Hier gehts zur Leseprobe.